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Erwin Wenzl (1921–2005)


Erwin Wenzl wurde am 2. August 1921 in Annaberg in Niederösterreich geboren, 1929 übersiedelte er mit seinen Eltern nach Wolfsegg in Oberösterreich. Er studierte in Innsbruck Rechtswissenschaften, dieses Studium schloss er mit dem Doktorat ab. Im Oktober 1947 trat Wenzl als Sekretär beim Raiffeisenverband Oberösterreich ein, im Jahr 1952 startete er seine politische Karriere als Landesparteisekretär der ÖVP Oberösterreich, eine Funktion, die er bis 1968 innehatte. 1953 wurde er Abgeordneter zum Landtag, 1955 rückte er zum Mitglied der Landesregierung auf – er übernahm das Bauressort, das er bis 1977 verwaltete.

1968 war Dr. Wenzl Landeshauptmann Dr. Heinrich Gleißner als ÖVP-Landesparteiobmann nachgefolgt, 1971 folgte Dr. Wenzl, der über zwei Jahrzehnte hinweg Dr. Gleißners engster Mitarbeiter gewesen war, diesem auch als Landeshauptmann.
Landeshauptmann Dr. Heinrich Gleißner, der 1971 das 78. Lebensjahr überschritt und die Funktion des Landeshauptmanns von 1934 bis 1938 und von 1945 bis 1971 ausgeübt hatte, legte in diesem Jahr nämlich sein Amt zurück.

Die Landtagswahl am 21. Oktober 1973 wurde für Erwin Wenzl, der im Vergleich zu Gleißner von vielen Beobachtern als „farblos“ oder „trocken“ eingeschätzt wurde, nach einem fulminanten Persönlichkeitswahlkampf zu einem großen Erfolg.

Seine Ziele, die er 1973 in einer Grundsatzerklärung darlegte, formulierte Wenzl folgendermaßen: Zusammenarbeit aller politischen Kräfte, Förderung des Föderalismus, Etablierung einer Raumordnung, die die Entvölkerung des ländlichen Raumes verhindert, Sicherung und Schaffung von Arbeitsplätzen, Umweltschutz und der Wohnraumbeschaffung.

Mit einem feinen Gespür für kommende Entwicklungen rückte Landeshauptmann Dr. Wenzl bald nach seinem Amtsantritt den Umweltschutz ins politische Blickfeld: „Beispielgebend für das ganze Bundesgebiet“ (OÖN, 7. 12. 1971) wurde in Oberösterreich das Jahr 1972 zum weltweit ersten Umweltschutzjahr erklärt. Im Mittelpunkt stand die Sanierung der Seen und Flüsse, was umfangreiche und teure Ortskanalnetze erforderlich werden ließ. Aber auch die hundert Orts- und Stadtumfahrungen leisteten einen enormen Beitrag zur Lärm- und Abgasverminderung.

In punkto Arbeitsplatzsicherung machte sich Wenzl bereits 1972 für den Verbleib der VÖEST-Generaldirektion in Linz stark.

Auch Raumplanung war ihm stets ein großes Anliegen: Auf seine Veranlassung hin beschloss der Landtag 1972 das Raumordnungsgesetz. In den Gemeinden förderte er durch Zuschüsse zu den Planungskosten die Erstellung von Flächenwidmungsplänen.

Erwin Wenzl war in seiner politischen Tätigkeit durch die von ihm seit 1955 durch 22 Jahre hindurch ausgeübte Funktion als Landesrat und Leiter des größten Referats, des Baureferats, geprägt, das er nach dem überraschenden Tod seines Mentors Felix Kern übernommen hatte und das er seinerseits wiederum durch seine Dynamik und Sachlichkeit prägte. Getreu der Maxime, dass Bauen ein Dienst für den Bürger sei und gute Straßen eine Voraussetzung für Lebensqualität und eine florierende Wirtschaft bilden, initiierte Wenzl den Bau von Straßen und Infrastruktureinrichtungen: Über 100 Ortsumfahrungen, sechs der acht Donaubrücken, 1.844 sonstige Brücken, der Autobahnbau, die Neuerrichtung von Bundesstraßen wie Güterwegen und bäuerlichen Zufahrtsstraßen, die Staubfreimachung, die Ortsplatzgestaltungen, die Orts- und Ringkanalisationen, die Wasserleitungen, der Hochwasserschutz, der Kraftwerksbau und generell die Stärkung der Infrastruktur des Landes, das waren die großen Errungenschaften dieser Ära. Wenzl schaffte es, sämtliche Bundes- und Landesstraßen Oberösterreichs staubfrei zu machen: immerhin eine Steigerung von 12 Prozent auf 100 Prozent in gut 20 Jahren.

1977 erklärte Dr. Wenzl aus gesundheitlichen Gründen den Rücktritt aus seinen politischen Ämtern, er übernahm danach die Funktion des Generaldirektors der Oberösterreichischen Kraftwerke AG (OKA), die er bis 1989 ausübte.


Autor: Roman Sandgruber, 2005

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