Wahlpartei der UnabhĂ€ngigen â Freiheitliche Partei Ăsterreichs
Als Partei wurde der VdU 1949 von Herbert Alois Kraus und Viktor Reimann gegrĂŒndet. Der ursprĂŒngliche GrĂŒndungstag des VdU (als Verein) war der 25. MĂ€rz 1949. Am nĂ€chsten Tag fand die konstituierende Hauptversammlung in Salzburg statt. Kraus wurde Bundesobmann, Bundesobmann-Stellvertreter waren Josef Karoly, Karl Hartleb, Karl Winkler und Viktor Reimann.
WĂ€hrend die ĂVP eine Aufsplitterung des bĂŒrgerlichen Lagers befĂŒrchtete, unterstĂŒtzte die SPĂ die GrĂŒndung des VdU. Dieser sah sich als politische Vertretung ehemaliger NSDAP-Mitglieder, Heimatvertriebener und Heimkehrer.
Oberösterreich hatte in der Zwischenkriegszeit ein hohes Potential nationalliberaler Stimmen, die sich auf den Landbund und die GroĂdeutschen verteilten. Entscheidend fĂŒr die Wahlergebnisse der Nachkriegszeit war, wie sich das in Oberösterreich in der Zwischenkriegszeit immerhin fast ein Viertel des WĂ€hlerpotentials umfassende nationale Lager nach 1945 verhalten werde. Umworben waren die ehemaligen LandbĂŒndler, GroĂdeutschen und Nationalsozialisten von allen drei bis 1949 bestehenden Parteien. Der ĂVP-Bauernbund war um die Integration der ehemaligen LandbĂŒndler bemĂŒht. Dem âkatholischenâ Bauernbund aus der Zeit vor 1938 waren die Protestanten ferngeblieben. Ein GroĂteil der FunktionĂ€re des ehemaligen Landbundes trat in den O.Ă. Bauern- und KleinhĂ€uslerbund ein.
Aufgrund der Amnestie und Wiederzulassung zur Wahl fĂŒr minder belastete Nationalsozialisten und der RĂŒckkehr fast aller Kriegsgefangenen ergab sich 1948/49 eine völlig verĂ€nderte WĂ€hlerlandschaft. In Oberösterreich erhielten aufgrund der Amnestierung vom April 1948 rund 77.000 (in ganz Ăsterreich 495.000) âminderbelasteteâ Nationalsozialisten das Wahlrecht zurĂŒck. Etwa 6.700 âBelasteteâ blieben weiterhin vom Wahlrecht ausgeschlossen.
1949 trat eine zweite bĂŒrgerliche Partei auf, der von Herbert Alois Kraus und Viktor Reimann in Salzburg gegrĂŒndete Verband der UnabhĂ€ngigen (VdU). Der VdU, der als WdU (Wahlgemeinschaft der UnabhĂ€ngigen) zur Wahl antrat, wurde in Linz, Wels und Steyr zur zweitstĂ€rksten Partei hinter der SPĂ. Die WdU war einerseits zum Sammelbecken des in Oberösterreich vor dem Krieg starken nationalen Lagers, andererseits aller unzufriedenen KrĂ€fte und ProtestwĂ€hler geworden. In Linz war das Wahlergebnis ein Schock fĂŒr beide GroĂparteien. Mit 28 Prozent der Stimmen drang der VdU tief in die WĂ€hlerschichten der ĂVP und SPĂ ein.
Der Erfolg des VdU in Oberösterreich kann als durchschlagend bezeichnet werden: Der VdU kam am 9. Oktober 1949 auf fast 21 Prozent und vier Grundmandate, er stellte mit Georg GrĂŒnbart und Erwin Wascher auch zwei LandesrĂ€te. Die Kammerwahlen, kurz darauf abgehalten, ermöglichen RĂŒckschlĂŒsse auf die soziale Zusammensetzung dieser WĂ€hlerschaft: Ăberraschend war hier vor allem der hohe Stimmenteil bei den Arbeitern von 32 Prozent (Angestellte 35 Prozent), insbesondere auch in den verstaatlichten GroĂbetrieben, wo die VdU-Liste bei den Betriebsratswahlen Ende 1949 bei den VĂEST-Arbeitern 47 Prozent, in den Stickstoffwerken sogar 55 Prozent, in Ranshofen immer noch 35 Prozent erzielte.
Dass diese Wahlerfolge bei den nĂ€chsten WahlgĂ€ngen nicht wiederholt werden konnten, fĂŒhrte zur ZurĂŒckdrĂ€ngung der GrĂŒnder des VdU und einer zunehmend wieder stĂ€rkeren Betonung des nationalen Elements. Anton Reinthaller (Jahrgang 1895) wurde 1955 zur Gallionsfigur der neuen FPĂ und 1956 erster Parteiobmann der neu gegrĂŒndeten Partei. 1958 folgte ihm Friedrich Peter nach. Reinthaller war gebĂŒrtiger Innviertler, ursprĂŒnglich LandbĂŒndler und als Schwiegersohn von Hermann Oehn, dem Obmann des Bauernvereins vor 1918, Erbe eines Gutes am Attersee. Ab 1928/30 war er FĂŒhrer der NS-Bauernschaft, 1934/35 als Exponent der gemĂ€Ăigten Linie in Verhandlungen mit Schuschnigg, 1938 Landwirtschaftsminister im Kabinett SeyĂ-Inquart, dann StaatssekretĂ€r fĂŒr Bergbauernfragen in Berlin; nach dem Krieg war er inhaftiert.
WĂ€hrend die FPĂ auf Bundesebene 1970 die SPĂ-Alleinregierung unterstĂŒtzte, unterstĂŒtzte sie auf Landesebene seit 1967 die ĂVP.
Auf dem Parteitag 1980 setzte sich in einer Kampfabstimmung der liberale FlĂŒgel durch. Nach den Nationalratswahlen 1983 (schwĂ€chstes Ergebnis ihrer Geschichte: 5,0 Prozent) konnte die FPĂ mit Norbert Steger als Vizekanzler erstmals eine Regierungsbeteiligung erreichen.
1986 ĂŒbernahm Jörg Haider nach einer Kampfabstimmung auf dem Parteitag in Innsbruck die FĂŒhrung der FPĂ.
Die FPĂ in Oberösterreich unter Landesobmann GĂŒnther Steinkellner beschloss anfangs ihre EigenstĂ€ndigkeit als Freiheitliche Partei Oberösterreichs (FPOĂ), nach dem RĂŒcktritt Steinkellners im September 2005 liefen allerdings Verhandlungen wegen der Wiedereingliederung mit der Bundes-FPĂ, die im Februar 2006 erfolgreich abgeschlossen wurden.
Autor: Roman Sandgruber, 2005